Hilfseinsatz in Kenia

Eine Reise der Gegensätze zum Nachdenken

Afrika, einer der wunderschönsten Orte dieser Erde mit endlosen Steppen, Dschungeln bis hin zu idyllischen Traumstränden und Meeren, in denen eine Vielzahl von einzigartigen Tieren beheimatet ist. Aber Afrika ist leider auch ein von Sklaverei, Korruption und Bürgerkrieg gezeichneter Kontinent, auf dem die Missverhältnisse zwischen Armut und Reichtum extrem hoch sind.

Für uns sollte es nach Nyabondo in Kenia gehen, um dort Menschen zu behandeln, für die eine zahnmedizinische Versorgung nicht selbstverständlich ist.

Kenia 2019 – Behandlung und Prävention

Nach einer Infoveranstaltung von Dentists for Africa im November 2018 in Greifswald war für meinen Kommilitonen Andreas Pätzold und mich klar, dass wir die passende Organisation für unseren zahnmedizinischen Hilfseinsatz gefunden hatten. Kurze Zeit später schloss sich uns Max Carius, ein weiterer Kommilitone, an.

Nachdem wir Spenden, Impfungen und Flüge organisiert hatten, konnte für uns nach Abschluss des achten Semesters im September 2019 die Reise nach Nyabondo nahe des Viktoriasees in Kenia beginnen. Nach etwa zehn Stunden Flug und einer abenteuerlichen zweistündigen Autofahrt über Straßen mit den größten Schlaglöchern, die wir jemals gesehen hatten, erreichten wir das friedliche grüne Bergdorf Nyabondo, welches für die nächsten drei Wochen unser Zuhause sein sollte. Wir waren hier auf dem Krankenhausgelände des St. Joseph Hospitals, auf dem sich auch unsere Dental Unit befand, untergebracht. Hier trafen wir auf die deutschen Zahnärzte Rolf Austermann und Dr. Bernhard Maidusch. Letzterer engagiert sich schon seit vielen Jahren für die ehrenamtliche Arbeit im Ausland.

Am nächsten Tag lernten wir unsere kenianischen Kollegen kennen, mit denen wir schnell ein tolles Team bildeten. Das Team bestand aus zwei Oral Health Officern, die eine Zwischenform zwischen Zahnarzthelfern und Zahnarzt darstellen, einem Zahntechniker sowie einer Schwester. Das Aufgabenfeld in Kenia ist jedoch nicht klar definiert und so kann hier auch mal ein Zahntechniker bei einer Extraktion aushelfen.

Wir behandelten jeden Tag von 8 Uhr morgens bis in den Nachmittag Patienten, die teilweise weite Wege von bis zu zwei Stunden Fußmarsch für die Behandlung zurücklegen mussten. Damit sich die Dental Unit auch nachhaltig selbst tragen kann, müssen die Patienten ein geringes Entgelt für die zahnmedizinische Behandlung bezahlen. Eine Krankenversicherung gibt es zwar, sie ist aber sehr teuer und wird deshalb vom armen Teil der Bevölkerung nicht genutzt.

Ein besonders wichtiges Element in Kenia sind die Prävention und Aufklärung über Mundhygiene. So besuchten wir eine Schule und einen Kindergarten und untersuchten dort über 300 neugierige und herzerwärmende Kinder.

Die zahnärztliche Behandlung ist für Kinder aufgrund eines staatlich geförderten Präventionsprogramms kostenlos. Als Dankeschön bekamen wir oft Lieder mit Tanz dargeboten.

Die Hilfsorganisation Dentists for Africa versucht eine nachhaltige zahnmedizinische und bildungsorientierte Versorgung zu gewährleisten. Es werden Patenschaften an bedürftige Kinder vergeben, die so die Möglichkeit haben, eine Schule zu besuchen oder eine Ausbildung zu absolvieren. Eines dieser Kinder war unser kenianischer Kollege Benard, der nun selbst als Oral Health Officer die zahnmedizinische Versorgung in Nyabondo unterstützt. Zudem gibt es von Dentists for Africa regelmäßige Fortbildungen für kenianisches zahnmedizinisches Personal.

Kenia 2019 – Behandlungsteam

Auch wenn in dem kirchlich getragenen Krankenhaus in Nyabondo für afrikanische Verhältnisse eine recht gute medizinische Versorgung für Patienten bereitsteht, erinnern die hygienischen Bedingungen und die Ausstattung des Krankenhauses doch an eine Reise in die Vergangenheit. Viele Geräte sind nicht funktionsfähig, die Elektrizität ist nicht konstant verfügbar und ausreichend Material für Behandlungen ist auch nicht selbstverständlich. Leider ist auch nicht sichergestellt, dass jeder erkrankte Mensch behandelt werden kann. Einer unserer Patienten beispielsweise konnte die Krankenhauskosten nicht tragen und erhielt nur aufgrund einer Privatzahlung unseres deutschen Zahnarztes Rolf Austermann die lebensnotwendige stationäre Behandlung. Diese Umstände sind nur schwer zu ertragen. Zudem besuchten wir in Nyabondo ein Heim für an Poliomyelitis erkrankte Kinder. Eine Krankheit, die in Deutschland längst vergessen scheint und das Privileg einer Impfung verdeutlicht.

An den Wochenenden hatten wir frei und erkundeten die wunderschöne Natur Kenias oder verbrachten die Zeit mit unseren neuen kenianischen Freunden. Ganz besondere Erlebnisse waren die Safari durch die Massai Mara oder unsere Wanderung durch den Kakamega Rainforest mit seiner beeindruckenden Tier- und Pflanzenwelt.

Die Zeit in Kenia war für uns eine sehr erlebnisreiche und emotionale Reise, die noch mehr zum Nachdenken anregt hat. Wir lernten ein wunderschönes Land mit herzlichen und ganz besonderen Menschen kennen. Für uns wird es nicht die letzte Reise dieser Art gewesen sein. Wir sind dankbar, dass wir durch unser Studium der Zahnmedizin eine Tätigkeit erlernen, mit der wir etwas Hilfe weitergeben können.

Wir bedanken uns bei unserer Zahnklinik Greifswald und dem Verein zur Förderung der Zahnerhaltung für die großzügige finanzielle Unterstützung unseres Hilfseinsatzes sowie bei der Familie Weidlin, der deutschen ÄrzteFinanz, Praxis Dr. Linford, Kulzer GmbH, Dürr Dental Se, BUSCH & CO. GmbH & Co. Kg, intensiv Sa, SiTeX Textile Dienstleistungen Simeonsbetriebe GmbH, Hager & Meisinger GmbH, OCO Präparate GmbH, Hu-Friedy Mfg. Co., LLC, ULTRaDenT Dental-Medizinische Geräte GmbH & Co. Kg, Septodont GmbH, frasaco GmbH, Komet Dental gebr. Brasseler GmbH & Co. Kg für Geld- und Sachspenden.