Endodontologie im Fokus

24. Greifswalder Fachsymposium

Das 24. Greifswalder Fachsymposium der Meck- lenburg-Vorpommerschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an den Universitäten Greifswald und Rostock e. V. fand erstmalig unter dem Motto „Endodontologie aus der Praxis für die Praxis“ am 29. Juni 2019 statt. Der Einladung der wissenschaftlichen Leiterin Dr. Heike Steffen, Oberärztin der Poliklinik für Zahnerhaltung und Spezialistin für Endodontologie der DGZ, sind über 130 Zahnärzte*innen gefolgt. Die Veranstaltung im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg war somit ausgebucht. Die praxisnahen Themen mit namhaften Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet und die begleitende Industrieausstellung mit 19 Firmen boten eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich über Bewährtes und Neues in der Endodontologie und in der Dentalbranche umfassend zu informieren. Nach der Begrüßung durch den organisatorischen Leiter Prof. Dr. Torsten Mundt folgte eine kurzweilige, sehr humorvolle Einführung in die Welt der Endodontie durch Dr. Heike Steffen.

Dipl.-Stom. Michael Arnold aus Dresden begann mit dem wissenschaftlichen Programm. Er referierte über „Korken im Kanal? “ und zeigte alles, was den Wurzelkanal in irgendeiner Form verstopfen kann von Pulpasteinen über iatrogene Stufen und Verblockungen bis hin zu frakturierten Instrumenten. Aktuelle Therapiemöglichkeiten wurden von ihm aufgezeigt. Beeindruckend waren seine selbstangefertigten REM-Bilder. Kontrovers wurde diskutiert, wie mit alten, etwas zu kurzen Wurzelkanalfüllungen ohne jegliche Anzeichen für periapikale Osteolysen vor prothetischer Neuversorgung verfahren werden sollte. Nach Ansicht des Referenten ist dann eine Revision nicht immer zwingend notwendig und sollte für jeden Zahn individuell - inklusive des klinischen Befundes - entschieden werden.

Anschließend bearbeitete Prof. Christian Gernhardt von der Universität Halle das immer wieder spannende Thema des endodontischen Notfalls von der Diagnostik bis hin zur Therapie, inklusive Hinweise zur Praxisorganisation durch Schaffen von Schmerzzonen am Beginn, mittags oder zum Ende des Behandlungstages. Bei irreversibler Pulpitis sollte die endodontische Notbehandlung zumindest die Eröffnung der Pulpa einschließen, um mit geeigneten Medikamenten (z.B. Ledermix, keine paraformaldehydhaltigen Präparate!) zunächst die Schmerzen zu unterdrücken, bis sich eine zeitnahe ursächliche Infektionsbeseitigung durch eine Wurzelkanalbehandlung anschließt.

Dr. Martin Brüsehaber aus einer Hamburger auf Endodontie spezialisierten Praxis zeigte den Teilnehmern gut aufbereitet anhand von eindrucksvollen klinischen und röntgenologischen Bildern das Thema der Perforationen und gab Hinweise zu Prognose und Therapiemöglichkeiten für den Praktiker. Die Frage aus dem Publikum, ob ein Dental-Mikroskop bei endodontischen Therapien immer notwendig ist, wurde folgendermaßen beantwortet: Einfache endodontische Maßnahmen wie primäre Therapien können auch mit Lupenbrille zufriedenstellend realisiert werden. Für Revisionen, die Entfernung von Verblockungen oder Fragmenten, Verschluss von Perforationen sind Mikroskope empfehlenswert. Priv.-Doz. Dr. Tina Rödig von der Universität Göttingen brachte die Zahnärzte in Sachen Desinfektion auf den neuesten Stand. Natriumhypochlorid ist als Wurzelkanalspülung immer noch das Mittel der Wahl, wobei eine einprozentige NaOCl-Lösung als ausreichend dargestellt wurde, während Chlorhexidin nicht mehr empfohlen wird. Bei der Präparation des Wurzelkanals mit Ein-Feilen-Systemen sollte auf Grund der verkürzten Aufbereitungszeit der Desinfektion mehr Beachtung gewidmet werden. Besonderen Wert legte die Referentin auf die Aktivierung der Spüllösung, um möglichst das gesamte Wurzelkanalsystem wirksam zu erreichen und zeigte dafür mehrere Methoden und Geräte. Dr. Jürgen Wollner reiste extra aus einer Praxis aus Nürnberg an, um am Nachmittag in die Welt der DVT einzuführen. Mit einem Ted-System konnten die Teilnehmer interaktiv selbst abstimmen, ob sich durch die DVT die Therapie, die vorher anhand des Röntgenbildes geplant wurde, ändert – und waren oft überrascht. Dr. Wollner arbeitet an der bald erscheinenden wissenschaftlichen Leitlinie mit, die DVT-Indikationen in der Endodontie beschreibt.

Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, von der die Teilnehmer in der Praxis sehr profitieren können. Es gab viele kollegiale Gespräche und auch ehemalige Studenten reisten extra an, um den Referenten zuzuhören und ihre Uni wiederzusehen. Nicht wenige Symposiums-Besucher nutzten abends die Möglichkeit, auf dem Zahnmedizinerball in der Stadthalle mitzufeiern. Die begleitende Industrieausstellung trug maßgeblich zum Erfolg der diesjährigen Tagung der Mecklenburg-Vorpommerschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bei, die Maßstäbe für zukünftige Symposien setzte. Die Veranstalter laden schon jetzt alle interessierten Zahnärzte*innen und Zahntechniker*innen zum mittlerweile 25. Greifswalder Fachsymposium am 27. Juni 2020 ein. Wir freuen uns auf Sie und auf rege Diskussionen rund um das Thema „Implantologie und Implantatprothetik“. Auch der Zahnmedizinerball wird vom 4. Studienjahr wieder am selben Tag organisiert.