Ohne Heulen und angstfrei – die Zahnbehandlung bei Kindern unter Lachgassedierung
Die Sedierung kommt bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Frage, wenn beängstigende bzw. schmerzhafte Verfahren durchgeführt werden oder allgemein auch bei Patienten mit Verhaltensstörungen. Für die Kinderzahnheilkunde ist die Sedierung ausgesprochen attraktiv, da die Patienten besonders häufig die oben genannten Kriterien erfüllen und alternativ oft die Narkose erwogen wird. Deswegen ist gerade bei kleineren Eingriffen die Abwägung einer Sedierung zwingend geboten. In Sedierung gelingt es häufig, die Furcht und Angst bei den kleinen Patienten zu reduzieren und so günstige Behandlungsbedingungen zu schaffen. Dies kann auch helfen, eine langfristige positive Einstellung zu notwendigen, zahnärztlichen Behandlungen zu entwickeln.
Inhalative Sedierung mit dem Lachgas ist als Methode zur Sedierung seit vielen Jahrzehnten in der Zahnmedizin etabliert und in den Empfehlungen der Europäischen Akademie für Kinderzahnheilkunde detailliert beschrieben.
Die Technik nutzt subanästhetische Konzentrationen vom Lachgas (nicht mehr als 50%) mit Sauerstoff mit gut titrierbaren Dosen, die über eine Nasenmaske eingeatmet werden.

Abb. 1: Lachgassedierung in der Praxis.
Was ist Lachgas?
Lachgas (N2O) ist in seiner Gasform farblos, geruchlos und leicht süßlich. Lachgas ist schwer löslich, diffundiert darum kaum in die Gewebe, was den schnellen Wirkungseintritt und die nachfolgende schnelle Erholungsphase erklärt. Die Dauer der Sedierung ist einfach kontrollierbar und der Patient kann schnell zu normalen Aktivitäten zurückkehren. Lachgas hat keine Ausscheidungsprodukte, und wird unverändert durch die Lungen beseitigt und ist daher nützlich bei Patienten, die Nieren- oder Lebererkrankungen haben.
Wie wirkt das Lachgas?
Lachgas hat eine gute sedierende und mittlere analgetische Wirkung, was die Lokalanästhesie damit meist nicht ersetzen kann. Es ist euphorisierend und ein schwaches Anästhetikum.
Der sedierte Patient fühlt sich ruhig, euphorisch mit seelischer und körperlicher Entspannung, er bleibt aber ansprechbar. Seine Atmung wird ruhig und tief, Husten- oder vor allem der Würgereiz verschwinden fast völlig. Die Schmerzwahrnehmung und –reaktion ist vermindert. Das Gedächtnis wird beeinträchtigt, und manchmal erleben die Patienten schöne Träume.
Verbale und nonverbale Kommunikation bleiben bei den Konzentrationen unter 50% erhalten. Dies wird anhand der Fähigkeit der Patienten beurteilt, auf Anweisungen zu reagieren.

Abb. 2: Pulsoximeter zur Überwachung der Vitalfunktionen.
Was sind die Indikationen und Kontraindikationen vom Lachgas?
Lachgassedierung ist eine sichere Technik, und kann bei ASA-I oder II Patienten ab vier Jahren verwendet werden. Vorsicht ist jedoch bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, schwerem Asthma, Schwangerschaft und psychische Störungen geboten. Aufgrund der Sammlung in luftgefüllten Hohlräumen und schmerzhaften Ausdehnung sollte Lachgas bei Patienten mit Mittelohrentzündung oder mit Darmverschluss nicht verwendet werden.
Als Nebenwirkung vom Lachgas kann Übelkeit auftreten, was durch die Vermeidung übermäßiger Mahlzeiten direkt vor der Sedierung vermeiden werden kann. Bei chronischer Exposition kann Vitamin B12 inaktiviert werden, was langfristig zu Anämien führen kann.
Anwendung von Lachgas
Für die Anwendung der Lachgassedierung vom Zahnarzt ist eine zertifizierte theoretische und praktische Ausbildung sehr empfohlen. Die Praxis soll mit bestimmten Elemente ausgerüstet.
Nüchternheit ist nicht erforderlich. Genügende Compliance und emotionale Reife des Kindes sind wichtig, so dass sich das Kind freiwillig auf den Zahnarztstuhl legt und die Nasenmaske aufsetzt.
Eine neue Studie in Deutschland weist auf, dass mehr als 80% der Kinder, die erstmals eine Zahnbehandlung unter Lachgassedierung erlebt haben, auch beim nächsten Zahnarztbesuch nicht darauf verzichten möchten. Laut dieser Studie führte die Lachgassedierung bei 9 von 10 Patienten zum gewünschten Effekt.
Zusammenfassung
Lachgassedierung ist eine sichere Technik für die Behandlung von unkooperativen Kindern und Patienten mit Zahnarztphobie, solange keine Kontraindikationen vorhanden sind. Damit kann oft die zahnärztliche Behandlung unter Vollnarkose vermieden werden. Damit wird die Sedierung in Deutschland wahrscheinlich ebenso Routine werden - wie schon seit langem in vielen anderen Ländern.